Ungefähr 0,5 Prozent aller „Täter“ des „sexuellen Missbrauchs“ von „Minderjährigen“ sind „pädophile“ Männer
; Feb 17 2022Type of Work | Forschungsbericht |
Publication Language | Deutsch |
Zur Orientierung vorab eine kurze Zusammenfassung der folgenden Berechnung: Nach den vorliegenden Dunkelfeldstudien sind
- 74 Prozent aller „Täter“ des „sexuellen Missbrauchs“ von „Minderjährigen“ „Minderjährige“ (Menschen unter 18 Jahre) und nur
- 26 Prozent Erwachsene (Frauen und Männer ab 18 Jahre).
- 14 Prozent aller „Täter“ sind nach den vorliegenden Dunkelfeldstudien weiblich und 86 Prozent männlich.
Wir gehen hier davon aus, dass dieses sich auf „minderjährige“ und erwachsene „Täter“ stützende Ergebnis auch für die erwachsenen „Täter“ gilt. Dann sind
- 4 Prozent aller „Täter“ Frauen und
- 23 Prozent Männer.
Nach zwei Dunkelfeldstudien haben geschätzt ungefähr 2 Prozent aller Männer, die „Minderjährige“ „sexuell missbraucht“ haben, eine sexuelle Alterspräferenz für Vorpubertierende (Menschen im Altersbereich von 0 bis 9/10 Jahre). Demnach sind ungefähr 0,5 Prozent aller „Täter“ des „sexuellen Missbrauchs“ von „Minderjährigen“ „pädophile“ Männer.
- PDF Version: < schuster_-_2022_-_ungefaehr_05_prozent.pdf >.
- Literaturliste: < schuster_2022_aprox..._refs.pdf >
- English version: < https://www.ipce.info/library/web-article/approximately-05-percent-all-perpetrator >
Anteil der „Minderjährigen“ an allen „Tätern“
Nach dem Medianwert von zwölf Dunkelfeldstudien sind
- 73,6 Prozent der „Täter“ des „sexuellen Missbrauchs“ von „Minderjährigen“ „Minderjährige“ und
- 26,4 Prozent Erwachsene
- (Averdijk u. a., 2011; Ajduković u. a., 2013; Allen u. a., 2014; Casterline, 2013; Feng u. a., 2015; Hafstad u. a., 2020; Karatekin u. a., 2018; Kooij u. a., 2018; Maschke u. a., 2018a; Mohler-Kuo u. a., 2014; Pereda u. a., 2016; Sperry u. a., 2005).
In elf der zwölf Studien stellen die „Minderjährigen“ die Mehrheit der „Täter“, sodass sicher von einer mehrheitlichen „Täterschaft“ der „Minderjährigen“ auszugehen ist. Die Ausnahme bildet eine Studie aus Suriname (siehe Kooij u. a., 2018). In den 12 Studien wurden unter „sexuellem Missbrauch“ häufig alle erzwungenen sexuellen Handlungen oder zusätzlich auch alle sexuellen Handlungen mit einem größeren Altersunterschied verstanden.
Anteil der Männer an allen „Tätern“
Nach dem Medianwert von 21 Dunkelfeldstudien sind
- 14,4 Prozent der „minderjährigen“ und erwachsenen „Täter“ des „sexuellen Missbrauchs“ von „Minderjährigen“ weiblich und
- 85,6 Prozent männlich
- (Ajduković u. a., 2013; Allroggen u. a., 2017; Bourke u. a., 2014; Castro u. a., 2021; Dube u. a., 2005; Felson u. a., 2019; Ferragut u. a., 2021; Gewirtz-Meydan u. a., 2019; Hofherr, 2017; Karkoskova u. a., 2018; Maschke u. a., 2018a; Mohler-Kuo u. a., 2014; Newcomb u. a., 2009; Oelschläger, 2019; Okur u. a., 2020; Pereda u. a., 2016; Priebe u. a., 2009; Rind, 2022; Stadler u. a., 2012; Tang, 2002; Vaillancourt-Morel u. a., 2016).
Nachfolgend wird davon ausgegangen, dass auch
- 14,4 Prozent der erwachsenen „Täter“ weiblich und
- 85,6 % männlich sind.
Demnach sind
- 3,8 % aller „Täter“ Frauen und
- 22,6 Prozent Männer.
19 der 21 Studien erfassten „Minderjährige“ und Erwachsene als „Täter“, sodass der genaue Anteil der weiblichen und männlichen erwachsenen „Täter“ von den ermittelten Werten abweichen könnte.
Die zwei nur erwachsene „Täter“ erfassenden Studien (Ajduković u. a., 2013; Stadler u. a., 2012) hatten bezüglich des Anteils der weiblichen „Täter“ die Ergebnisse 3,6 % und 3,8 %. Bei einem Anteil der Frauen an allen erwachsenen „Tätern“ von 0 Prozent statt 14,4 Prozent würde der Anteil der „pädophilen“ Männer an allen „Tätern“ 0,53 Prozent statt 0,45 Prozent betragen. Der geringe Unterschied liegt am geringen Anteil der „pädophilen“ Männer an1 Der Name ist ein Pseudonym eines unabhängigen Forschers.allen Männern, die „Minderjährige“ „sexuell missbraucht“ haben (siehe unten). Der genaue Anteil der Frauen an allen erwachsenen „Tätern“ ist daher für die hier vorgelegte Berechnung unbedeutend.
Altersbereich der von „pädophilen“ Menschen präferenziell begehrten Menschen
„Pädophilie“ wird in der Sexual“wissenschaft“ typischerweise als sexuelle Alterspräferenz für Vorpubertierende definiert (Seto, 2018). Vorpubertierende sind Menschen vor der Pubertät. Nach dem Medianwert von 32 Studien erreichen die Mädchen das Tanner-Stadium 2 der Brust-Entwicklung und damit die (körperlich sichtbare) Pubertät typischerweise mit 9,7 Jahren
- (Boyne u. a., 2010; Codner u. a., 2004; Sun u. a., 2012b; Ma u. a., 2009; Jirawutthinana u. a., 2012; Saffari u. a., 2012; Biro u. a., 2013; Zsakai, 2012; Wang u. a., 2016; Chen u. a., 2014; Jaruratanasirikul u. a., 2014; Bodzsar u. a., 2015; Rabbani u. a., 2010; Atay u. a., 2011; Razzaghy-Azar u. a., 2006; Cabrera u. a., 2014; Dai u. a., 2014; Feibelmann u. a., 2015; Susman u. a., 2010; Russo u. a., 2012; Aksglaede u. a., 2009; Wohlfahrt-Veje u. a., 2016; Rubin u. a., 2009; Jones u. a., 2009; Kashani u. a., 2009; Rabbani u. a., 2008; Ireton u. a., 2011; Akre, 2013; Wohlfahrt-Veje u. a., 2012; Roelants u. a., 2009; Khadgawat u. a., 2016; Facchini u. a., 2008).
Nach dem Medianwert von 11 Studien erreichen die Jungen das Tanner-Stadium 2 der Genital-Entwicklung und damit die (körperlich sichtbare) Pubertät typischerweise mit 11,0 Jahren
- (Lam u. a., 2014; Herman-Giddens u. a., 2012; Susman u. a., 2010; Facchini u. a., 2008; Papadimitriou u. a., 2011; Wang u. a., 2016; Sun u. a., 2012a; Roelants u. a., 2009; Sørensen u. a., 2010; Zsakai u. a., 2012; Bodzsar u. a., 2015).
Menschen mit einer sexuellen Alterspräferenz für 0- bis 9-jährige Mädchen und/oder 0- bis 10-jährige Jungen sind daher nach der in der Sexual“wissenschaft“ gegenwärtig vorherrschenden „Pädophilie“-Definition „pädophile“ Menschen.
Anteil der „pädophilen“ Männer an allen männlichen „Tätern“
22,6 % Prozent der „Täter“ sind wie beschrieben Männer. Wie viel Prozent dieser Männer haben nun eine sexuelle Alterspräferenz für Vorpubertierende? Zu dieser Frage sind dem Verfasser zwei Dunkelfeldstudien bekannt:
[1]
In einer für Deutschland repräsentativen und anonymen Online-Befragung von 8.718 Männern berichteten
- 1,5 % (n=132) aller befragten Männer von sexuellen Kontakten mit (angeblich) vorpubertierenden "Kindern" (Menschen unter 12 Jahren) und
- 0,4 Prozent der Männer (n=33) von „Kinderprostitution“ (Dombert u. a., 2015) jeweils im Erwachsenenalter.
Nur bei 0,1 % (n=12) aller befragten Männer zeigten sich mehr sexuelle Fantasien mit (angeblich) vorpubertierenden "Kindern" als sexuelle Fantasien mit Erwachsenen. Einige dieser 12 Männer werden möglicherweise keine sexuellen Kontakte mit Menschen unter 12 Jahren gehabt haben, da nicht alle Menschen mit einer „pädophilen“ Alterspräferenz auch sexuelle Kontakte zu Vorpubertierenden haben.
Der Anteil der „pädophilen“ Männer an allen Männern mit sexuellen Kontakten zu Menschen unter 12 Jahren ist nach dieser Studie gering, er könnte vielleicht fünf Prozent betragen. Der Anteil der „pädophilen“ Männer an allen Männern mit als „missbräuchlich“ angesehenen sexuellen Kontakten zu „Minderjährigen“ (also zu Menschen bis 17 Jahre) dürfte wesentlich geringer sein. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Mädchen wie beschrieben die Pubertät typischerweise nicht mit 11 Jahren, sondern mit 9 Jahren erreichen.
[2]
Ó Ciardha u. a. (2021) befragten online 997 Männer aus der allgemeinen Bevölkerung anonym zu sexuellen Kontakten mit „Minderjährigen“. Fast alle Männer stammten aus dem Vereinigten Königreich und den USA. In diesen Ländern lag und liegt die „Schutzaltersgrenze“ überwiegend bei 16, 17 oder 18 Jahren.
- 29 der 997 Männer gaben an, als Erwachsener mindestens einen sexuellen Kontakt mit einem „Minderjährigen“ unterhalb der „Schutzaltersgrenze“ gehabt zu haben.
- 27 dieser 29 Männer (93 Prozent) berichteten, dass die andere Person bei den sexuellen Handlungen älter als 14 Jahre altwar.
- Einer der 29 Männer berichtete von einer Person im Altersbereich 11 bis 14 Jahre.
- Ein Mann schließlich berichtete von Personen in den drei Altersbereichen unter 11 Jahre, 11 bis 14 Jahre und über 14 Jahre.
Dieses Ergebnis spricht für einen sehr kleinen Anteil der „pädophilen“ Männer an allen „Tätern“ des „sexuellen Missbrauchs“ von „Minderjährigen“.
Den Männern wurde in der Studie auch diese Frage gestellt: “Since the age of 18, have you ever found yourself sexually attracted to someone who was under the age of 15?”
- Bei 153 Männern war dies nach eigenen Angaben der Fall.
- 142 Männer berichteten von Anziehung durch Menschen im Alter von 11 bis 14 Jahren,
- ein Mann von Anziehung durch Menschen unter 11 Jahren und
- 7 weitere Männer von Anziehung durch Menschen aus beiden Altersgruppen.
Auch dieses Ergebnis zeigt klar, dass nur eine sehr kleine Minderheit der Männer mit gefühlter sexueller Anziehung durch Menschen unterhalb der „Schutzaltersgrenze“ eine Präferenz für Vorpubertierende hat.
Nach den beiden beschriebenen Dunkelfeldstudien sind geschätzt ungefähr zwei Prozent aller Männer, die „Minderjährige“ „sexuell missbraucht“ haben, „pädophil“.
Anteil der „pädophilen“ Männer an allen „Tätern“
Demnach sind ungefähr 0,5 Prozent aller „Täter“ des „sexuellen Missbrauchs“ von „Minderjährigen“ „pädophile“ Männer.
Man könnte spekulieren, dass möglicherweise beispielsweise die Hälfte der „pädophilen“ Männer in den beiden eben beschriebenen Dunkelfeldstudien ihre „pädophile“ Alterspräferenz verheimlicht haben. In diesem Fall wären nicht ungefähr zwei Prozent, sondern ungefähr vier Prozent aller Männer, die „Minderjährige“ „sexuell missbraucht“ haben, „pädophil“.
Dies entspräche dann 0,9 Prozent statt 0,5 Prozent aller „Täter“. Das Beispiel zeigt, dass der Anteil der „pädophilen“ Männer an allen „Tätern“ in jedem Fall gering ist, da sicher nur ein sehr kleiner Teil des relativ kleinen Anteils der Männer an allen „Tätern“ „pädophil“ ist. Ein sehr kleiner Anteil von wenig ist immer sehr wenig.
Nach dem Medianwert von elf Dunkelfeldstudien sind 89,3 Prozent der „minderjährigen“ „Opfer“ des „sexuellen Missbrauchs“ bei den (ersten) „missbräuchlichen“ sexuellen Handlungen elf/zwölf Jahre oder älter und damit typischerweise keine Vorpubertierenden
- (Ajduković u. a., 2013; Andersson u. a., 2012; Castro u. a., 2021; Dunn u. a., 2017; Felson u. a., 2019; Ferragut u. a., 2021; Helweg-Larsen u. a., 2006; Karkoskova u. a., 2018; Maschke u. a., 2018b; Mohler-Kuo u. a., 2014; Okur u. a., 2020).
Der „sexuelle Missbrauch“ von „Minderjährigen“ betrifft nur selten Vorpubertierende und ganz überwiegend ältere Teenager. Auch dies spricht für die Annahme, dass tatsächlich nur ein kleiner Anteil der „Männer“ mit als „missbräuchlich“ angesehenen sexuellen Kontakten zu „Minderjährigen“ eine sexuelle Alterspräferenz für Vorpubertierende hat.
Der typische Fall des „sexuellen Missbrauchs“ von „Minderjährigen“ betrifft nicht wie von den Massenmedien häufig bildlich dargestellt ein ungefähr 5 Jahre altes Mädchen mit Puppe und einen fremden älteren Erwachsenen, sondern beispielsweise ein 17-jähriges Mädchen und ihren 24-jährigen Freund. Die Berichterstattung der Massenmedien hat bei den meisten Menschen zu einer falschen Vorstellung über den „sexuellen Missbrauch“ von „Minderjährigen“ und über den Anteil der „pädophilen“ Männer an allen „Tätern“ geführt.
Der Verfasser hat in den letzten rund zehn Jahren die ihm bekannt gewordenen Fälle von bekannten Personen gesammelt, die sexuelle „Kontakte“ mit Menschen hatten, die noch „minderjährig“ und mindestens fünf Jahre jünger als die bekannten Personen waren. Ein Beispiel ist der Schriftsteller Oscar Wilde (1854 - 1900) (Ellmann, 1997).
Solche sexuellen „Kontakte“ werden heute vielfach als „sexueller Missbrauch“ angesehen. Die betroffenen „Minderjährigen“ waren ganz überwiegend Teenager und nur selten Vorpubertierende. Fast nie gab es bei den bekannten Personen Hinweise auf eine Präferenz für Vorpubertierende. Sehr häufig hingegen gab es Hinweise auf oder einen Nachweis einer Präferenz für Teenager. Es lassen sich problemlos viele bekannte Menschen mit einer Präferenz fürTeenager aufzählen, aber fast keine Menschen mit einer Präferenz für Vorpubertierende nennen.
Auch diese Analyse der vielfach intensiv erforschten Lebensgeschichten der bekannten Personen spricht für die Annahme eines äußerst kleinen Anteils der „pädophilen“ Männer an allen „Tätern“ des „sexuellen Missbrauchs“ der „Minderjährigen“ in der Vergangenheit und in der Gegenwart.
Nach einer 2014 veröffentlichten Metaanalyse des Verfassers werden in phallometrischen Studien rund 20 Prozent der Männer aus der allgemeinen Bevölkerung stärker durch Stimuli von Vorpubertierenden und Pubertierenden als durch Stimuli von Erwachsenen sexuell erregt (Schuster, 2014a; Schuster, 2014b).
Entgegen anderslautenden Einschätzungen (Cantor u. a., 2015) sind aber bislang die Sensitivität, die Spezifität und auch die Reliabilität der phallometrischen „Pädophilie“- und „Hebephilie“-Diagnosen ungeklärt.
Ferner wird in den phallometrischen Studien der Metaanalyse oft eine stärkere sexuelle Erregung durch Bilder/Filme von 13-Jährigen als durch Bilder/Filme von 20-Jährigen eher eine „ephebophilie“ als eine „pädophile“ Alterspräferenz aufzeigen.
Aus den beschriebenen und weiteren Gründen (Schuster, 2014b) lassen sich aus den Ergebnissen der phallometrischen Studien keine sicheren und keine genauen Schlüsse auf die Häufigkeit einer „pädophilen“ Alterspräferenz in der männlichen erwachsenen Bevölkerung ableiten und daher auch nicht auf den Anteil der „pädophilen“ Männer an allen „Tätern“ des „sexuellen Missbrauchs“ von „Minderjährigen“.
Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass wesentlich mehr Männer als bislang von der Sexual“wissenschaft“ vermutet eine „pädophile“ Alterspräferenz aufweisen und diese in Umfragen verheimlichen. Wünschenswert und notwendig erscheint die empiriegestützte Aufklärung der ungeklärten Frage, warum phallometrische Studien erhebliche Teile der männlichen Bevölkerung als „pädophil“ oder „hebephil“ diagnostizierten. Der wissenschaftliche Status der phallometrischen Methode ist ungeklärt und klärungsbedürftig.
Die hier vorgelegte Berechnung ist zwangsläufig nur eine grobe Kalkulation. Die verwendeten Studien unterscheiden sich in vielfacher Hinsicht stark, beispielsweise hinsichtlich des Altersbereiches der untersuchten „Minderjährigen“, sodass die ermittelten Medianwerte jeweils nur Orientierungswerte darstellen können.
Auch sind beispielsweise die vielfach als „sexueller Missbrauch“ angesehenen sexuellen „Kontakte“ von „Minderjährigen“ mit wesentlich älteren Menschen in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen (Rind, 2022).
Die Forschung könnte den aktuellen Anteil der erwachsenen „männlichen“ „Täter“ an allen „Tätern“ in Abhängigkeit von unterschiedlichen „Missbrauchs“-Definitionen durch repräsentative Studien genauer ermitteln. Unmöglich erscheint gegenwärtig jedoch die Ermittlung des genauen Anteils der „pädophilen“ Männer an allen männlichen erwachsenen „Tätern“, da nicht alle Menschen in Befragungen ihre „pädophile“ Alterspräferenz offenlegen und da das genaue Ausmaß dieses unbewussten und/oder bewussten Verbergens gegenwärtig nicht messbar ist.
Forensische Studien kommen bezüglich der Anteile der „Minderjährigen“, der Männer und der „pädophilen“ Männer an allen in den jeweiligen Studien untersuchten "Tätern“ zu stark von den Ergebnissen der beschriebenen Dunkelfeldstudien abweichenden Ergebnissen (Seto, 2018). Dies ändert nichts an der Situation in der allgemeinen Bevölkerung. Die Ergebnisse forensischer Studien gelten grundsätzlich und zunächst immer nur für den forensischen Bereich.
In den forensischen Studien erhalten stark divergierende und teilweise sehr hohe Prozentsätze der untersuchten „missbrauchenden“ Männer eine „Pädophilie“-Diagnose (Eher u. a., 2010; Heitzman u. a., 2014). Aus drei Gründen sind vermutlich dennoch tatsächlich nur ungefähr 2 Prozent aller „Minderjährige“ „missbrauchenden“ Männer „pädophil“.
Erstens untersuchen diese forensischen Studien typischerweise nicht Menschen, die Menschen bis zum Alter von 17 Jahren „missbrauchten“, sondern Menschen, die beispielsweise Menschen bis zum Alter von 14 Jahren „missbrauchten“. Dies verändert den untersuchten Personenkreis und die „Pädophilie“-Quote.
Zweitens ist derPersonenkreis der staatlich diagnostizierten „missbrauchenden“ Männer ein ganz anderer als der Personenkreis der vom Staat nicht diagnostizierten „missbrauchenden“ Männer. Während die staatlich diagnostizierten „missbrauchenden“ Männer laut einer Studie sehr häufig sexuelle „Kontakte“ zu Vorpubertierenden hatten (Eher u. a., 2010), haben alle „missbrauchenden“ Männer laut den vorliegenden Dunkelfeldstudien wie beschrieben nur relativ selten sexuelle „Kontakte“ zu Vorpubertierenden. Auch die wegen Cannabis-Besitz im Gefängnis sitzenden Menschen dürften sich beispielsweise hinsichtlich des Ausmaßes ihres früheren Cannabis-Konsums erheblich von den der Polizei nicht bekannten Cannabis-Besitzern unterscheiden. Man kann von Justiz-Stichproben grundsätzlich nicht auf die allgemeine Bevölkerung schließen.
Drittens beziehen sich staatliche „Pädophilie“-„Diagnosen“ in der Praxis nicht nur auf das Begehren von Vorpubertierenden, sondern typischerweise auch auf das Begehren von pubertierenden Menschen bis zum Alter von 13 Jahren (Allan, 2020). Wie dargelegt gibt es das präferenzielle Begehren Pubertierender wesentlich häufiger als der präferenzielle Begehren Vorpubertierender.
Daher sind für die aufgeworfene Frage des Anteils der „pädophilen“ Männer an allen „Minderjährige“ „missbrauchenden“ Männern nur Dunkelfeldstudien aussagekräftig. Die beiden beschriebenen Dunkelfeldstudien haben ähnliche Ergebnisse.
Ein Rechenbeispiel kann die Nicht-Repräsentativität von Gefängnis-Stichproben verdeutlichen. Die Kalkulation ist grob und soll nur die Dimension des Problems aufzeigen.
In 1998 hatte Deutschland rund 82 Millionen Einwohner. Im selben Jahr befanden sich in Deutschland ungefähr 2.000 Menschen wegen sexuellen „Kontakten“ mit Menschen unter 14 Jahren im Gefängnis oder in der „Sicherungsverwahrung“ (siehe Bange u. a. (Hrsg.) (2002) S. 575-576). Diese Personen waren und sind fast nie Frauen und waren und sind fast immer Männer.
Gehen wir grob geschätzt von damals 33 Millionen in Deutschland lebenden erwachsenen Männern aus. Gehen wir ferner grob geschätzt von einem Anteil von 5 Prozent der „pädophilen“ und „hebephilen“ Männer an allen Männern aus. Das wären 1.650.000 Männer. Demnach hätten sich damals maximal 0,1 Prozent aller „pädophilen“ und „hebephilen“ Männer wegen sexuellen Kontakten mit Menschen unter 14 Jahren im Gefängnis oder in der „Sicherungsverwahrung“ befunden (1 von 825), wobei natürlich vielfach auch nicht-„pädophile“ und nicht-„hebephile“ Menschen wegen entsprechender „Kontakte“ in das Gefängnis oder in die Sicherungsverwahrung müssen.
Diese sehr kleine Auswahl der Männer (maximal 1 von 825) ist nicht im Ansatz repräsentativ für alle „pädophilen“ und „hebephilen“ Männer in Deutschland. In ähnlicher Weise sind auch die von der Justiz hinsichtlich ihrer Alterspräferenzen diagnostizierten Menschen, die „Minderjährige“ „sexuell missbraucht“ haben, nicht im Ansatz repräsentativ für alle Menschen, die „Minderjährige“ „sexuell missbraucht“ haben. Wissenschaftlich lassen sich die Ergebnisse von Gefängnis-Stichproben nicht auf die allgemeine Bevölkerung übertragen. Wer dies dennoch tut, ist kein Wissenschaftler.
Es stellt sich damit die Frage, wer statt der „pädophilen“ Männer die Haupttätergruppe des „sexuellen Missbrauchs“ der „Minderjährigen“ ist. Manche würden vermutlich als erstes an die „hebephilen“ Männer und/oder die „pädophilen“ und „hebephilen“ „Minderjährigen“ denken.
Für diese Annahmen gibt es aber keine Datengrundlage. Die Haupttätergruppe des „sexuellen Missbrauchs“ der Jungen sind nach den vorliegenden Dunkelfeldstudien die „minderjährigen“ Mädchen
- (Mohler-Kuo et al., 2014; Miller et al., 2018; Ajduković et al., 2013).
Bei Mädchen und Frauen wird im Gegensatz zu den Jungen und Männern in der Sexual“wissenschaft“ fast nie von einer „Pädophilie“ ausgegangen. Klaus Beier: „Pädophile Frauen gibt es so gut wie nicht.“ (Ohne Autor, 2021) Die Haupttätergruppe des „sexuellen Missbrauchs“ der Mädchen sind nach der Vermutung des Verfassers die „ephebophilen“ und vor allem die „teleiophilen“ „minderjährigen“ Jungen. Diesbezügliche Dunkelfeldstudien liegen aber bislang anscheinend nicht vor.